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Sechs Gesichter der Vertriebenen in der Ukraine

Der Krieg in der Ukraine hat niemanden unberührt gelassen. Sechs Menschen – von den Verletzten, Traumatisierten und Vertriebenen bis hin zu denen, die ihr Bestes tun, um ihnen zu helfen – erzählen hier ihre Geschichten.

Der UNHCR leistet in der Ukraine humanitäre Hilfe, um den dringenden Bedarf der Binnenvertriebenen und denjenigen zu decken, die in den von den Kämpfen stark betroffenen Gebieten geblieben sind. Die Unterstützung des UNHCR umfasst wesentliche Schutzleistungen: Das Team hilft dabei, verlorene Dokumente wiederzubeschaffen, vermittelt psychosoziale Therapieangebote, Rechtsberatung und soziale Unterstützung sowie Unterkünfte, Bargeld und Soforthilfen.

Dabei arbeitet der UNHCR eng mit lokalen Behörden und Partnerorganisationen wie Proliska zusammen. Viele Mitarbeitende der ukrainischen humanitären Organisation wurden selbst vertrieben und sind persönlich vom Krieg betroffen. Hier sind sechs Menschen, die mutig weiterleben und sich ein neues Leben aufbauen.

Die Großmutter

Der Krieg hat Tamaras Familie schwer getroffen: Nachdem ihre Stadt im Februar 2022 vorübergehend unter militärische Kontrolle der russischen Föderation geriet, floh ihre Schwiegertochter Tatiana mit den beiden Kindern Bogdan und Victoria nach Charkiw und fand in einer Sammelunterkunft in Schutz. Tamara (67) blieb zurück. Doch kurz nach ihrer Ankunft erkrankte die junge Mutter Tatiana an Covid-19 und verstarb nach sechs Wochen im Krankenhaus. Damit standen die Kinder Bogdan und Victoria ohne Eltern da, weil auch ihr Vater bereits verstorben war.

Tamara packte schnell ein paar Habseligkeiten und reiste nach Charkiw, um sich um ihre Enkel zu kümmern. Die Kinder empfingen sie an der Tür des Zentrums.

Ich versprach ihnen, sie nie wieder allein zu lassen.“

Bis heute halten die drei fest zusammen.

Die Überlebende

Anastasiya befand sich in ihrer Wohnung im fünften Stock, während ihr kleiner Sohn draußen in der Wintersonne spielte, als im Januar eine Rakete in ihr Wohnhaus einschlug, das Hochhaus in zwei Teile riss und Dutzende ihrer Nachbar*innen tötete. Nach der Explosion "war mein einziger Gedanke, meinen Sohn zu sehen", sagt die 33-Jährige. Sie stürmte durch die Trümmer und fand ihn lebend und unverletzt.

Dank der Freundlichkeit von Fremden konnte Anastassija in eine andere Wohnung in der Stadt ziehen. "Wir haben Kleidung und Essen", sagt sie, und mit Hilfe von Beratung und psychologischer Unterstützung beginnt sie wieder an die Zukunft zu denken. "Wir hoffen, dass wir in unsere Wohnung zurückkehren und sie wieder aufbauen können, damit die Kinder wieder laut im Hof spielen und wir sie unter einem friedlichen und blauen Himmel lachen hören können."

Die Evakuierte

Olena, 33 Jahre alt, wurde im März 2022 mit ihrem fünfjährigen Sohn Mykyta evakuiert, nachdem sie wochenlang unter russischem Artilleriebeschuss gestanden hatte. Es war nicht das erste Mal, dass sie geflohen war, denn acht Jahre zuvor hatte sie den Konflikt im Donbass miterlebt, aber dieses Mal war es schlimmer.

Es war so laut draußen. Wir deckten unsere Kinder in Decken ein, weil sie noch schliefen",

erinnert sich Olena. "Wir hörten alles die Raketenangriffe, den Beschuss, und wir sahen Panzer, die sich der Stadt näherten."

Gemeinsam nehmen sie an Kunsttherapiekursen teil, die von der UNHCR-Partnerorganisation Proliska organisiert werden, um das Trauma ihrer Tortur und ihrer Flucht zu verarbeiten. "Wir haben genug Unterstützung und Hilfe", sagt Olena. "Das Einzige, was uns fehlt, ist innere Sicherheit und Harmonie."

Der Genesende

Bei einer Raketenexplosion im Juni stürzte der 51-jährige Volodymyr aus dem Fenster im zweiten Stock seines Hauses in Sloviansk in Donezk. "Ich brach mir die Hüfte und erlitt einen Schlaganfall", sagt er. Volodymyr war nicht mehr in der Lage zu sprechen und dachte, er würde nie wieder gehen können.

Die Rettungskräfte brachten ihn zur medizinischen Behandlung, aber Volodymyr hatte alles verloren: sein Zuhause, seine persönlichen Besitztümer und seine Ausweispapiere. "Ich wurde ohne alles abgeholt."

Monate später wird der Schaden allmählich behoben. Dank Rehabilitationsmaßnahmen kann Volodymyr wieder sprechen und gehen, und Sozialarbeiter*innen haben ihm geholfen, seine verlorenen Dokumente und damit seine Identität wiederzuerlangen.

Überleben in der Kälte sichern

 

Den Menschen in der Ukraine steht der zweite Winter unter russischen Angriffen bevor. Noch immer leben Menschen in ihren durch Bomben zerstörten Häusern, zum Teil ohne Heizung – und das bei Temperaturen bis zu -25 Grad. Andere mussten ihre Heimat verlassen und leben in Sammelunterkünften, die noch nicht für den Winter gewappnet sind.

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Die Psychologin

Iryna kennt das Trauma, das sie zu heilen versucht, denn sie hat es selbst erlitten. Die 37-jährige Psychologin war 2014 gezwungen, aus ihrer Heimat zu fliehen, und erneut im vergangenen Jahr. Sie weiß, was es bedeutet, alles zu verlieren, und möchte Menschen in Not zu helfen und zu unterstützen.

Gemeinsam mit Proliska organisiert Iryna Gruppentherapiesitzungen, in denen Erwachsene und Kinder ihr Trauma aufarbeiten und sich erholen können. "Die Menschen fangen an, miteinander zu sprechen und werden offener und weniger gestresst. Sie erzählen, was sie gesehen haben und wie sie sich gefühlt haben", sagt sie.

Die "unmittelbare positive Wirkung", die sie jeden Tag in den Sitzungen sieht, motiviert sie, weiterzumachen.

Die UNHCR-Beauftragte

Stromausfälle, Luftschutzsirenen und Raketenangriffe sind die tägliche Realität für Viktoriia, eine 28-jährige Schutzbeauftragte, die im April 2022 zum UNHCR kam, nachdem sie durch die Kämpfe in Donezk aus ihrer Heimat vertrieben wurde.

Viktoriia durchlebt die gleichen Nöte und Gefahren wie die Menschen, denen sie hilft, aber ihr erster Gedanke gilt immer ihnen. "Meine Angst ist, dass ich keine Zeit haben werde, jemandem zu helfen. Meine Motivation ist das Bedürfnis, die Menschen so schnell wie möglich aus dieser schwierigen Situation herauszuholen", sagt sie.

Wenn ich etwas Gutes tue oder den Menschen auch nur ein bisschen Freude bringe und ihnen zeige, dass sie nicht allein und vergessen sind, dann erfüllt das mein Leben mit Sinn."

Für die vom Krieg Vertriebenen sind Sicherheit und Geborgenheit nur der Anfang. "Die Menschen wissen nicht, wo und wie sie Hilfe bekommen können", sagt Viktoriia. "Die wichtigsten Grundbedürfnisse sind Geld, Nahrung, Unterkunft und Medizin. Meine Aufgabe ist es, ihnen zu helfen, diese Probleme zu lösen."

 

Die Vertriebenen und Helfer*innen vor Ort leisten wichtige Arbeit unter schwierigen Bedingungen. Und sie brauchen Ihre Hilfe: Unterstützen Sie die Menschen in der Ukraine in diesem Winter mit Ihrer Spende.

Jetzt Schutz spenden

 

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